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Dresden

Dresden-Englische Treppe
Willkommen im Disneyland des Ostens

15.50 Uhr Ankunft Dresden Hauptbahnhof. Unter der überdachten Halle hängt ein Riesenbanner mit Werbung für vegane Schokolade von Ritter Sport. Schokolade die es im Süden der Republik so noch nicht zu kaufen gibt, obwohl die Firma ihren Hauptsitz bei uns um die Ecke hat.

Elbflorenz

Die Malerei aus dem Jahr 1748 zeigt den berühmtesten Blick auf Dresden, den Canaletto-Blick. Bernardo Bellotto hieß der Maler, er war ein Neffe des venezianischen Künstlers Giovanni Antonio Canal. Beide malten unter dem Künstlernamen Canaletto. Verwirrend, was? Um die Verwirrung noch zu steigern hier der moderne Canaletto-Blick:

Was auffällt: Die Augustus-Brücke hat viel weniger Bögen als auf Bellottos Bild und die Hofkirche kein Gerüst mehr. Mithilfe von Wikipedia erfährt man, dass die Hofkirche im Jahre 1748 noch gar keinen Turm hatte und Bellotto sein Bild nach Konstruktionsplänen und Zeichnungen vervollständigt hat. Der freie Umgang mit der Realität ist keine Erfindung der Neuzeit.

Auf der rechten Elbuferseite markiert eine Stahlkonstruktion die Stelle an der Bellotto sein Bild gemalt haben soll.

Der richtige Rahmen für einen kurzen Überblick von Andrea:

Praktischerweise kann man die Altstadt gut zu Fuß erwandern. Rund um den Neumarkt liegen Frauenkirche, Hofkirche mit Residenz, Semperoper, Zwinger mit der Gemäldegalerie Alte Meister, Augustinum mit der Galerie Neue Meister, die Synagoge und die Brühl´schen Terrassen. Dann mal los!

Semperoper

Zwinger und Gemäldegalerie Alte Meister

Die Brühl´schen Terrassen

Hofkirche mit Residenz

Die Frauenkirche

Wer auf Petersdom-Feeling steht: Die Kuppel der Frauenkirche ist begehbar, hat einen spiralenförmigen Aufgang. Oben wird man dann mit einem sensationellen Blick belohnt…

Die Altstadt

Die Altstadt Dresdens ist im zweiten Weltkrieg fast völlig zerstört worden. Auf einer Zeittafel im Residenzschloss kann man sehr schön sehen, dass der Wiederaufbau und die Restaurierung der Denkmäler und Kunstwerke sich über Jahrzehnte dahin geschleppt hat und eigentlich erst mit der Wiedervereinigung so richtig in Fahrt kam. Ein Wessischelm der Böses dabei denkt!

Ein Besuch im Historischen Grünen Gewölbe beeindruckt durch die Fülle der Kunstschätze, andererseits beschleicht uns immer mehr das Gefühl, dass wir uns in einer Art Disneyland bewegen, in einer originalgetreuen Kopie, aber eben nur in einer Kopie. Der Dresdener Schriftsteller Uwe Teller spricht von der „süßen Krankheit gestern“…

Natürlich haben viele Kunstschätze den Krieg überlebt. Stellvertretend hier der „Hofstaat zu Delhi am Geburtstag des Großmoguls Aureng-Zeb“ von den Gebrüdern Dinglinger.

Johann Melchior Dinglinger war der Hofgoldschmied von August dem Starken. Hergestellt hat er dieses Kunstwerk zwischen 1701 und 1708 einfach mal so, ganz ohne Auftrag. Und dann für knapp 60000 Taler dem sächsischen Kurfürsten verkauft. Damals soviel Geld, dass es seinen Landesherren beinahe in den Ruin getrieben hätte.

Die Neustadt

Der Blick wandert von der Frauenkirche nach Norden in Richtung Neustadt. Über die Augustusbrücke verlässt man das alte Dresden und betritt eine andere Welt. Junge hippe Läden, Alternativkultur Marke 70ger Jahre, Häuser aus der Jahrhundertwende und Plattenbau Ost, alles auf engstem Raum. Eindeutig das lebendigere Dresden.

Wen wundert’s dass hier 1990 die „Bunte Republik Neustadt“ ausgerufen wurde inklusive „Ordentlicher  provisorischer Regierung“ und rudimentärem politischen Programm: „Die OPR der BRN erklärt diverse Erscheinungen des sogenannten modernen Lebens für ziemlich ekelhaft. Darunter fallen: „gewinnorientierte“ Mieten, Gewalt, Sperrstunden, Reklame, Wohlstandsdenken, Konsumfetischismus, Umweltzerstörung etc.pp.. Die OPR der BRN bedauert zutiefst, daß sie diese Erscheinungen und deren Ursachen nicht von heute auf morgen beseitigen kann.“

Schloss Pillnitz und Loschwitz

Schloss Pillnitz in den ersten warmen Strahlen der Aprilsonne. Achtung Geschichte: Pillnitz war Verbannungsort der Gräfin von Cosel, ehemalige Mätresse von August dem Starken. Nach Meinung des Fürstenhauses hatte sie sich zu sehr in die Politik eingemischt und wurde auf diese charmante Art und Weise entsorgt.

„Chinoiserien“ am Wasserpalais zeugen von der im 18. Jahrhundert populären Chinamode. „Indianisch“ sollte es aussehen, damals Synonym für „asiatisch“. Auch das Japanische Palais in Dresden ist ein Beispiel dafür.

Wikipedia über eine weitere Besonderheit des Pillnitzer Parks:

Die über 230 Jahre alte und etwa 8,90 Meter hohe Pillnitzer Kamelie gilt als eine botanische Sehenswürdigkeit. 1801 an ihren heutigen Platz gepflanzt, ist sie eine der ältesten japanischen Kamelien in Europa. Im Zeitraum Februar bis April erscheinen bis zu 35.000 Blüten. In der warmen Jahreszeit wird das schützende Winterhaus der Kamelie zu Seite gefahren. Das klimatisierte, 54 Tonnen schwere und 13,2 Meter hohe Glashaus ist 1992 entstanden und ersetzte eine hölzerne Schutzkonstruktion, welche zuvor jährlich mit großem Aufwand für die kalte Jahreshälfte um die kostbare Kamelie auf- und abgebaut wurde. Es kann im Sommer geöffnet und von der Pflanze weggeschoben werden.

Giganto-Kamelie

Die Elbwiesen

Wir sind mit der Standseilbahn hoch zur Aussichtsplattform im Stadtteil Weißer Hirsch gefahren und genießen den Ausblick von der Terrasse des Restaurants Luisenhof.

In Uwe Tellers Roman „Der Turm“ heißt die Gegend um Loschwitz und den Stadtteil Weißer Hirsch „Ostrom“ und ist fiktiver Sitz der DDR-Nomenklatura. Das Wohnviertel war in der ehemaligen DDR Zufluchtsort eines Bildungsbürgertums, für das Kultur ein Überlebensmittel bedeutete. Tatsächlich zeugen heute noch hübsche Villen davon, dass die Elite auch im Arbeiter- und Bauernstaat zu wohnen wusste, wenn auch damals mit blätterndem Putz.

Im Vordergrund sind ein paar dieser schicken Villen zu erahnen, im Hintergrund die Brücke des Anstoßes: Der Bau der Waldschlößchenbrücke hat das Dresdener Elbtal den Titel UNESCO Weltkulturerbe gekostet. Die Mehrheit der Bürger sprach sich in einem Bürgerentscheid 2005 für den Bau aus, Motto: der UNESCO zeigen wir’s. Die Elbwiesen selber stört das alles nicht – sie laden zum Fahrradfahren und Spazieren ein.

Ein „Blaues Wunder“

Wir überqueren das „Blaue Wunder“, die Brücke von Loschwitz und laufen ein Stück die Elbwiesen entlang. Ein eisiger Wind pfeift durchs Elbtal, sodass wir nur einen kurzen Blick auf die zauberhaften Elbschlösschen werfen, dann geht’s im warmen Bus zurück nach Dresden Stadt.

Gar nicht so blau: Das „Blaue Wunder“

Wie gemalt – die Elbschlösschen

Kunst und Malerei

 

Ein Regentag ist perfekt für einen Besuch der vielen Museen. Bei aller Kritik hat Dresden in Sachen Kunst und Malerei viel zu bieten. Ob Alte Meister oder Impressionisten, ob sozialistische Kunst oder auch die moderne Kunst eines Gerhard Richter, es ist wirklich für jeden was dabei. Hier eine Miniauswahl – Guckst Du! (Weitere Dresdenbilder in der Galerie auf der Fotografie Seite)

Degas: Die Tänzerinnen und Stilleben von Van Gogh